Zu Produktinformationen springen
  • Machdeburjer Mostrich "Pikant & Würzig" - machdeburjer.shop
1 von 2

Machdeburjer Mostrich "Pikant & Würzig"

Nach der Expertise der   „Mostrich-, Weinessig- und Essigsprit-Fabrik Voigt & Co GmbH“ (1882-1972) haben wir den „Machdeburjer Mostrich“ wieder entdeckt. Die Sorte „pikant, würzig“ ist eine Delikatesse, uff das janz Machdeburch jiepert. Dr. Eisenbarth hätte dazu jesagt: „Echt geiles Zeuch!“

MHD: 14 Monate

Inhalt: 200 ml

 

Die Geschichte der Mostrich-, Weinessig- und Essigsprit-Fabrik Voigt & Co GmbH

Gründung:     1882 

Auflösung:     nach 1990

Gründer:     unbekannt

Standort:       Langer Weg 45

Produkt(e):    Senf (Mostrich), Essig, Weinessig, Essigsprit, Senfmehl. Ab 1912 auch Speiseöl.

Die Fabrikanlage ist bis heute teilweise erhalten und nach der Wende unter Denkmalschutz gestellt worden. Die alten Fabrikgebäude wurden zu Wohnzwecken umgebaut und als Eigentumswohnungen vermarktet. 

Das frühere Betriebsgelände erstreckt sich zwischen Langer Weg und Fichtestraße. Am Langen Weg steht das 2,5-geschossige in Ziegelbauweise errichtete Kontorgebäude , in dessen Obergeschoss die Gründerfamilie lebte. Links daneben befindet sich die Grundstücksauffahrt. Im hinteren Grundstücksbereich wurden die Produktionsgebäude angelegt, in der für diese Zeit typischen einfachen Ziegelrohbauweise. Das kleine Gebäude an der linken (südlichen) Grundstücksgrenze wich kurze Zeit später (vor 1912) einem größeren, viergeschossigen Produktionsgebäude, das ebenfalls in Ziegelrohbauweise errichtet wurde. Beim zweigeschossigen Gebäude an der Nordgrenze dürfte es sich ursprünglich um das Maschinen- und Mühlengebäude gehandelt haben.

1882

Firmengründung in Sudenburg, Langer Weg 45 als Voigt & Co. - Mostrich-, Weinessig- und Essigspritfabrik. Die Auslieferung der Produkte erfolgte in „Patentfässern“, die per Bahn vom nahegelegenen Sudenburger Bahnhof oder über Fuhrunternehmen zum Kunden transportiert wurden.

1894

Voigt & Co. wird auf der Internationalen Ausstellung für Nahrungsmittel, Armeeverplegung, Industrie, Gewerbe und Sport in Dresden die höchste Auszeichnung zuerkannt: Die Goldmedaille. 

1904

Die Fabrik wurde umfirmiert in „Voigt & Co. GmbH - Mostrich; Weinessig; Essigsprit- und Speiseöl-Fabrik“. Sie stellt zu diesem Zeitpunkt neben Mostrich, Weinessig- und Essigsprit auch Speiseöl her. 

Es ist anzunehmen, dass für die Ölproduktion das neue, viergeschossige Fabrikgebäude an der Südgrenze des Betriebsgeländes errichtet wurde.

1927

Die Herstellung von Speiseöl wurde wieder eingestellt. 

1932

Zum Geschäftsführer wird der Kaufmann E. Bethge berufen. Prokuristen sind Curt Häuber und Otto Thielicke. 

1939/40

Zum Geschäftsführer wird der ehemalige Prokurist Otto Thielicke berufen.

Nach bekannter Quellenlage wohnt „Voigt, E. Witwe“ noch 1940 auf dem Firmengelände, auch der Kaufmann E. Bethge, inzwischen in den Ruhestand getreten, ist unter dieser Adresse gemeldet. 

1945

Die Fabrik übersteht den II. Weltkrieg unbeschadet und wird unter gleichem Namen als Voigt & Co. GmbH weitergeführt.

1946/47

Nach Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft übernimmt Harald Dietrich die Firmenleitung. Er könnnte ein Enkel des Firmengründers oder auch ein Neffe des Vorbesitzers sein

Eduard Voigt (Sohn des Firmengründers) fiel im 2. Weltkrieg.

1950/51

Im „Magdeburger Adressbuch“ von 1950/51 finden sich folgende Einträge:

Harald Dietrich wird mit der Berufsbezeichnung "Essigmeister" unter der Firmenadresse geführt.

Der Eintrag „Voigt E. Witwe“ findet sich nicht mehr, dafür aber „Bethge, E. Witwe“.

Unter der Fabrikadresse werden weiter genannt:

Tischlermeister F. Niemann 

Lebensmittelgroßhandlung C. W. Vogel. 

Tischlerei und Großhandlung werden vermutlich im Südgebäude betrieben. 

1962

Der nicht mehr benötigte Fabrikschornstein wird abgebrochen.

Große Teile des Südgebäudes werden vom benachbarten VVB Nahrungs- und Genußmittelindustrie, Essenzenfabrik Magdeburg (Nr. 46, bis 1945 Essenzenfabrik Seldte & Co.) genutzt.

Im 1.Obergeschoss (nördlicher Teil des Gebäudes) befindet sich die Tischlerei Kurt Wilke, die beiden darüberliegenden Etagen werden als Lager für Essigholzfässer genutzt. Oftmals führen geplatzte Fässer zu Schäden in der darunterliegenden Tischlerei. 

Unter der Tischlerei (im EG) befindet sich der LKW und PKW-Unterstand.

Zur Produktion von Senf und Essig wird nur das Westgebäude (zur Fichtestraße) genutzt.

Im 3. Obergeschoss ist das Rohstofflager für Zucker, Pfeffer, Senfmehr untergebracht. Im Geschoss darunter (2.OG) lagern Essigfäser. Im 1. Obergeschoss wird der Senf produziert. Neun Mühlsteine mit jeweils eigenem Elektromotor kommen hier zum Einsatz. Jeder hat einen eigenen Motor und wird über Keilriemen, Welle und Zahnräder angetrieben. Im Erdgeschoss liegen die Abfüllräume für Essig in Flaschen und Senf in 10 kg Steintöpfe.

Im Erdgdeschoss befindet sich ein Laborraum.

Das Kontorgebäude am  Langer Weg wird zu Wohnzwecken umgebaut. Das Erdgeschoss bewohnt der Betriebsleiter mit seiner Familie. Im Obergeschoss hat er sich weitere drei Wohnungen eingerichtet.

Im Erdgeschoss des ehemaligen Maschinenhauses wird die Verwaltung untergebracht. Des weiteren befinden sich die Dusch- und Umkleideräume der männlichen und weiblichen Belegschaft im Gebäude. Im eingeschossigen Gebäude zwischen Verwaltung und Westgebäude werden die Flaschen, Gläser und Steintöpfe gereinigt.

Die Produktion der 1960er Jahre:

Essig in 2.000 Liter-Fässern wird an Großabnehmer geliefert. Unter anderem an:

- Firma Rommel, MD-Neustadt (Gurkenverarbeitung).

- Gurkenfabrik in Calbe/Saale.

- Fischfabrik in MD, Große Diesdorfer Straße.

Fässer von 15, 30, 50, 60 und 100 Liter gingen an die Großhandelsgesellschaft (GHG) Lebensmittel (Am Fuchsberg, MD), die die Weitervermarktung übernahm. Essig und Essigessenz wurden auch in kleine Flaschen abgefüllt und gehandelt.

Die Herstellung von eigenem Senfmehl ist inzwischen eingestellt. Die Firma bezieht stattdessen russisches, kanadisches und chinesisches Senfmehl von der Ölmühle Kroppenstedt (bei Halberstadt).

Der in Sudenburg von Beginn an produzierte Senf kommt in kleinen Abpackungen in den Handel, größere Abpackungen gehen an Gaststätten und die GHG Lebensmittel (Am Fuchsberg). Dieser Tradition folgend wird 2021 der „Machdeburjer Senf“ neu interpretiert.

1972

Bis zum 21.04.1972 behält die Fabrik ihren alten Namen. Am 24.04.1972 wird sie verstaatlicht und als VEB Essig- und Senffabrik Magdeburg weitergeführt. Betriebsleiter bleibt Harald Dietrich.

Damit ist auch dieser Betrieb von der Verstaatlichungswelle von Betrieben mit staatlicher Beteiligung betroffen. Viele private Besitzer werden mit psychologischem und wirtschaftlichem Druck zur Unterzeichnung einer Einwilligungserklärung getrieben. Die Besitzerentschädigungen fallen eher gering aus. Im Todesfall wird den Erben keine neue Betriebsgenehmigung erteilt und die Betriebe so vollends in staatlichen Besitz gebracht.

1990

Nach der Wende kommt für die Fabrik das Aus. Zuletzt produzierte die Fabrik mit 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zwei Millionen Halbliterflaschen Spritessig und vier Millionen Becher Senf. 

[aus Artikel „Essig- und Senfwerk“ der Magdeburger Volksstimme]

Die ehemaligen Fabrikgebäude sind erhalten und werden nach der Wiedervereinigung unter Denkmalschutz gestellt. 

2002

Ein Investor gestaltet die Fabrikationsgebäude u Wohnzwecken um. Es entstehen Eigentumswohnungen. Auch das ehemalige Kontorgebäude wird heute als Wohnhaus genutzt. 

29.3.2021

Nach der Expertise der „Voigt & Co. - Mostrich-, Weinessig- und Essigspritfabrik“ wird erstmals wieder Mostrich nach Magdeburger Art hergestellt. So wie in den ersten Formenjahren werden die Essigkörner kalt vermahlen und geschrotet sowie mit regionalen Gewürzen angereichert. So wird der Originalgeschmack des 19. Jahrhunderts modern interpretiert.

Quellen:

Firmenrechnungsblatt von 1904

Firmenrechnungsblatt von 1912

Firmenrechnungsblatt von 1927.

Magdeburger Adressbuch 1932.

Magdeburger Adressbücher 1939 und 1940.

Erinnerungen des Herrn Jürgen Schörner (Mitarbeiter von 1957-????).

Magdeburger Adressbuch 1950/51.

Erinnerungen und Unterlagen von Herrn Bernd Pürschel (Mitarbeiter von 1962-1972).


Bearbeitungsstand: 1.3.2021

(sachdienliche und/oder ergänzende Hinweise erbitten wir per Mail an info@machdeburjer-mostrich.de



Normaler Preis €3,50 EUR
Normaler Preis Verkaufspreis €3,50 EUR
inkl. MwSt. Versand wird beim Checkout berechnet

Lieferung zwischen -

No reviews