Juten Tach Kinnings,
neulich hab ich Willi Polte uffn Weihnachtsmarkt jetroffen. Der ist echt noch jut in Jange, obwohl er ja schon ne Weile zu die Stammesältesten vonne Elbröwer jehören tut. Der hat vor Jlück jestrahlt wie zuletzt am 23. April 1999, als er mit Mutter Beimer die Buga-Tore uffjeschubst hat. Und jetze? Jetze freut sich unser Willi, dass seine Machdeburjer endlich so stolz uff ihre Stadt sind wie er uff seinen schiefen Holzturm. Willi kanns noch jar nicht janz fassen, dass der Machdeburjer so selten meckert wie seit 32 Joahre nicht.
Ja, Machdeburch ist voll im Kommen. Statt Hallorenkureln futtert der Machdeburjer Halbkureln, kippt sich Sudenburjer statt Hasseröder hinter die Binde, haut Lümmel statt Nürnberjer uffn Jrill, tunkt den Bratwurschtkloß in Mostrich statts in (Löwen)Senf, guckt bei MDF1 statt RTLII inne Röhre, hängt sich mit Absinth statt mit Küstennebel eenen um oder quackert sich Kaffee von KRÖM statt von Eduscho inne Tasse. Und statts die Autostadt tut der Machdeburjer seine Jäste neuerdings lieber die Lichterwelt zeijen. Die strahlt ville mehr.
Und wenn der Machdeburjer mal was erlehm will, dann tijert der nicht etwa nach Berlin oder Braunschweich. Nee, nee, der stellt sich libber vorn Elbauenpark oder vor’n Zoo inne Schlange. Ich konnte’s jar nicht jlooben, als ich die Woche las, dass unser Zoo ins letzte Joahr 35.000 Besucher mehr hatte als 2020. Obwohl die weißen Löwen seit April in Jera jelandet sind, jibs da jedes Wochenende ne mächtje Rammelei.
Ich in ja nicht schadenfroh, aber keene 80 Kilometer weiter südlich hatte een Tierjarten ins letzte Joahr 100.000 Besucher wenijer als 2020. Woran das liejen tut? Man weiß es nicht so janz jenau! Vielleicht wollen die Leute ja nicht mehr in ‘nem Berchzoo rumherkraxeln? Ham vielleicht ooch jenuch Halloren-Hasen, Händel-Hühner und Saale-Samtpfoten jesehn. Oder es jeht ihnen janzenjahr das Kathi-Mehl als Tierfutter für die Schnapsdrossel aus.
Vielleicht sollten sie ihren Zoo mal umfriemeln. So wie die Bahn jerade unsren Hauptbahnhof. Dabei jibs immer ne kleene Überraschung. Wie jetze hier bei uns, wo zwischen die Bahnsteije statt Brückenbauwerke plötzlich Machdeburjer Orjinale als Wandschmuck ufftauchen. Zu hören ist, dass die Künstler ufftragsjemäß tarelang nach intakten Brücken jesucht ham. Als sie keene finden konnten, sind sie ibber Roßdeutschers beste Kumpels Blutappelsine, Schlackaffe, Lusebenecke, Affenvater und Fliejentutenheinrich jestolpert. Da wussten sie, was sie kriejen. Bei die maroden Brücken könnte jut sein, dass die Künstler alle Nase lang anricken müssen, um sie zu beooorenscheinijen, um ihre Bilder zu korrigieren. Orjinal aber bleibt immer orjinal. Und Machdeburch bleibt Machdeburch.
(veröffentlicht am 9.1.2022)